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Obwalden

Monika Rüegger entringt der CVP den Nationalratssitz

Peter Krummenacher musste sich ganz knapp von der SVP-Kandidatin geschlagen geben. Sie vertritt Obwalden als erste Frau in Bundesbern.
Monika Rüegger freute sich im Obwaldner Rathaus sichtlich über ihre Wahl. Peter Krummenacher blieb trotz knapper Niederlage fröhlich. (Bild: Roger Zbinden, Sarnen, 20. Oktober 2019).
Bisheriger und künftiger Ständerat Erich Ettlin.

Franziska Herger

Franziska Herger

Die SVP hat den Obwaldner Nationalratssitz zurückerobert. Als Nachfolgerin von Karl Vogler (CSP), der seit 2011 in der CVP-Fraktion der grossen Kammer sass, hat das Stimmvolk mit 5412 Stimmen Monika Rüegger von der SVP gewählt. Die Engelbergerin ist die erste Frau, die Obwalden in der Bundesversammlung vertritt, und erst die zweite SVP-Vertretung nach Christoph von Rotz, Nationalrat von 2007 bis 2011. Strahlend nahm die 51-jährige Hausfrau und SVP-Kantonalpräsidentin im Rathaus den zur Gratulation überreichten Obwaldner Staatswein entgegen – just von jenem Winzer gekeltert, der sie um ein Haar geschlagen hätte.

Bei einer Stimmbeteiligung von 55,1 Prozent fehlten dem Weinbauern und Juristen Peter Krummenacher nur 87 Stimmen zum Nationalratsmandat. In Lungern, Sachseln und Sarnen holte der überparteilich kandidierende CVP-Mann mehr Stimmen als Rüegger. Umso mehr freute sich diese: «Es ist grossartig, dass ich diese Unterstützung vom Volk erhalten habe. Ich glaube, dass ich unter die Leute gegangen bin, hat den Ausschlag gegeben.» Dass die SVP, die 2018 mit Daniel Wyler auch ihren ersten Regierungsrat stellen konnte, immer stärker an der Dominanz der CVP sägen kann, führte sie ebenfalls auf die Bürgernähe der Partei zurück. «Wir fahren eine klare Politik und verbiegen uns nicht.»

Gasser weist Verantwortung entschieden zurück

Im Vorfeld von Rüeggers Nomination wünschten sich viele SVP-Mitglieder den Sarner Gemeindevizepräsidenten Peter Seiler als Nationalratskandidaten. «Ich glaube, ich konnte die SVP-Stimmen auf mir vereinen. Es hat uns als Partei immer stark gemacht, dass wir im entscheidenden Moment zusammenstehen können», meinte Rüegger nach ihrer Wahl. Was es bedeute, die erste Obwaldnerin in Bundesbern zu sein, werde ihr wohl erst noch bewusst werden. «Ich habe im Wahlkampf so schöne, positive Rückmeldungen von Frauen bekommen, die meinten, sie würden sich gerne von einer Frau vertreten lassen.» Dass die SVP den Sitz zurückhat, freute auch SVP-Vizepräsident und alt Nationalrat Christoph von Rotz: «Für mich ist das die grösste Genugtuung. Die beste Kandidatin hat gewonnen.»

Peter Krummenacher, der von seiner Partei offiziell unterstützt worden war, gab sich nach seiner knappen Niederlage gelassen. «Ich habe mich mental auf beide Ergebnisse eingespielt», meinte er. «Die Ausgangslage war für mich sehr schwierig. Man wusste, dass die SVP ein Stimmenpotenzial von etwa 33 Prozent hat, der Rest der Stimmen verteilte sich auf vier Kandidaten.» Das sei für alle vier anspruchsvoll gewesen, betonte der Sarner. Schliesslich holte er 36,7 Prozent, Rüegger 37,2 Prozent. CVP-Präsident Bruno von Rotz zeigte sich «enttäuscht, zusammen mit 5325 Wählern, die Peter Krummenacher gewählt haben». Es sei sicher so, dass die Mitte-Stimmen gespalten worden seien. «Aber ich will niemandem die Schuld in die Schuhe schieben.»

Eine solche Schuldzuweisung für den SVP-Sieg, die 2007 an Luke Gasser gerichtet wurde und ihn auch in diesem Wahlkampf schon im Voraus begleitete, wies der Parteilose entschieden von sich. «Nur schon mathematisch», meinte der Filmemacher, Musiker und Autor. «Ich weiss, dass ich auch viele SVP-Stimmen geholt habe.» Gasser erhielt mit 1675 am viertmeisten Stimmen, praktisch gleichauf mit FDP-Kandidat Marco De Col (1683 Stimmen), obwohl ihm im Vorfeld manch einer Wahlchancen eingeräumt hatte. Es sei im Wahlkampf schnell relativ stark geschossen worden gegen Gassers Kandidatur, resümierte Florian Spichtig von dessen Wahlkomitee. «Die Parteien haben extrem mobilisiert», meinte auch Gasser selber. «Ich hatte, anders als die anderen Kandidaten, klare, konkrete Ideen. Wenn die Leute zur Sicherheit eine Partei wählen, dann muss man sagen, Ideen sind gar nicht gefragt.»

De Col enttäuscht,
Hostetmann optimistisch

Sichtlich enttäuscht war Marco De Col. In seiner Heimatgemeinde Kerns erhielt er 387 Stimmen, halb so viele wie Krummenacher. «Ich hatte mir mehr erhofft», meinte der Berufsschullehrer. «Ich habe neun Jahre als Gemeinderat gearbeitet und die Gemeinde vorwärtsgebracht.» Aber Obwalden habe auch in der Vergangenheit stets konservativ gewählt. «Ich bin progressiv und liberal. Vielleicht ist Obwalden dafür noch nicht bereit.» FDP-Präsident Hans-Melk Reinhard zeigte sich überrascht, dass es mit 11,6 Prozent so klar nicht reichte. «Marco De Col konzentriert sich eher auf die Arbeit als auf die Präsentation. Vielleicht konnten wir seine politischen Qualitäten zu wenig aufzeigen.»

Abgeschlagen war Mirjam Hostetmann mit 424 Stimmen (3 Prozent). Die 19-Jährige sah das Positive: «Wir konnten die Mitglieder der Juso Obwalden auf 32 verdreifachen, auch weil viele erst durch meine Kandidatur auf uns aufmerksam wurden.» So habe man jetzt die Ressourcen, um in Zukunft präsenter zu sein. Die SP hatte Hostetmann offiziell unterstützt. Präsidentin Suzanne Kristiansen sprach von einem achtbaren Resultat. «Wir sind froh, dass Mirjam den Mut fand, zu kandidieren.»

Ständerat Erich Ettlin (CVP) wurde mangels Gegenkandidaten bereits still wiedergewählt.

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