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Obwalden

Ungewisse Zukunft des Kinos Sarnen ruft Enkel des Gründers auf den Plan

Die Tage des Kino Sarnen scheinen gezählt. Wie es mit dem alten Gebäude weitergeht, ist unklar. Nun sprechen die Enkel des Gründers.
Das Kino Seefeld in Sarnen, angebaut an das frühere Restaurant Hirschen (ganz links). (Bild: Markus von Rotz, Sarnen, 2. April 2019)

David von Moos

Wie weiter mit dem Kino Seefeld in Sarnen? Wer den Internetauftritt des Hauses besucht, stösst auf folgende Nachricht: «Der Betrieb im Kino Seefeld bleibt bis auf weiteres eingestellt.» Kunden werden auf das Kino Stans verwiesen.

Wann das «Seefeld» seinen Betrieb wieder aufnimmt, oder ob die Türen länger geschlossen bleiben, ist ungewiss. Ein Abriss und Neubau des 1947 an das Restaurant Hirschen angebauten Kinos, welches der Gemeinde Sarnen gehört, stehen zur Diskussion (Ausgabe vom 10. April).

Öffentliche Hilferufe zur Rettung des Kinos

Die andauernde Ungewissheit über die Zukunft des Sarner Kinos sorgt für Gesprächsstoff. Vor wenigen Tagen wandte sich die Enkelin des Kinogründers Josef Seiler mit einem Hilferuf an die Öffentlichkeit. In einem Kommentar auf Facebook schreibt die in Zürich lebende Claudia Bossard: «Das Kino Seefeld darf nicht abgerissen werden. Es gehörte meinem Grossvater Josef Seiler, welcher in Obwalden eine bekannte Persönlichkeit war.»

Josef Seiler (1907–2000) war Sarner Posthalter, Sekretär der «Fortschrittlichen Partei Obwalden», Redaktor der liberalen Zeitung «Der Unterwaldner», aktiver Redner bei den Landsgemeinden und Begründer des Kinos Seefeld (Lichtspieltheater AG Sarnen).

Ein solches Nostalgie-Kino hat laut Enkelin Claudia Bossard «Seltenheitswert und passt perfekt in die Landschaft von Sarnen am See». Es sei schon schlimm genug, dass seit ein paar Jahren der heutige Sportplatz das Ufer des Sarnersees ziere. «Ich erinnere mich, wie schön der Ort am See aussah, als ich noch ein kleines Mädchen war», so Bossard. «Und nun soll auch noch unser Kino daran glauben?»

Argumente für einen Neubau wie etwa die mangelnde Erdbebensicherheit lässt Bossard nicht gelten. Seit rund 70 Jahren stehe das Kino nun schon – ein Herzensprojekt ihres Grossvaters. «Seine Seele im Himmel weint, und ich werde nicht zulassen, dass dieses Bijou abgerissen wird», schreibt Bossard auf Facebook weiter. Bossard sieht für das Kino durchaus eine Zukunft. Wenn man in der heutigen Zeit versuche, «schönste und kostbare Schätze zu vernichten», sei das falsch. «Anstatt dieses Kino perfekt zu renovieren und mit Obwalden Tourismus zu vermarkten, will man es abreissen und wahrscheinlich mit einem Neubaukomplex ersetzen. Ich bin entsetzt.» Das Kino müsse weiterleben. Bossard appelliert an den Kanton Obwalden, sich gegen einen Abriss einzusetzen. «Ich bin es meinem Grossvater Josef Seiler schuldig, für den Erhalt des Kinos zu kämpfen. Und das werde ich tun.» Wie, lässt Bossard allerdings offen. Ob sie allenfalls konkrete Hinweise für einen Abriss hat, bleibt unklar. Für eine Stellungnahme war Claudia Bossard bis Redaktionsschluss nicht erreichbar.

Auch ein anderer Enkel des Kinogründers Josef Seiler hat sich an unsere Zeitung gewandt, nachdem er vom möglichen Abriss des Hauses erfahren hatte. «Ich war schockiert, als ich von diesen Plänen gehört habe. Mein Grossvater musste lange kämpfen, bis er dieses Projekt verwirklichen konnte», so Alexandre Jacques Seiler. «Als unsere Familie vor vier Jahren das Kino und den ‹Hirschen› an die Gemeinde verkaufte, sind wir davon ausgegangen, dass sie das Kino und Restaurant erhält – und nicht abreisst.» Dagegen könne Seiler, der in Bern aufgewachsen und in Freiburg wohnhaft ist, zwar nicht viel machen. «Aber es ist wichtig, dass man über dieses Kino spricht und über alle Möglichkeiten, die es heute bietet und in Zukunft noch bieten kann. Dieses Kino gehört einfach zu Sarnen.»

Kinobetreiber und Gemeinde im Gespräch

Beim Kino Sarnen selbst gibt man sich zugeknöpft. Kinobetreiber Bruno Arnold verweist auf Anfrage auf die Gemeinde Sarnen. «Der Ball liegt nicht bei uns.» Arnold lässt immerhin durchblicken, dass er sich mit der Gemeinde zwischenzeitlich zu Gesprächen getroffen habe. Auch ob sich der Versuch mit dem im April angekündigten Sommerfahrplan gelohnt hat, kann Arnold mit Verweis auf eine Informationsabsprache mit der Gemeinde nicht sagen.

Diese wollte erst die Entwicklung des Kinos Seefeld abwarten, wie Gemeindeschreiber Max Rötheli gegenüber unserer Zeitung im April sagte. Die Sanierungspläne für das Kino und den «Hirschen», die gemäss Rötheli vier bis fünf Millionen Franken gekostet hätten, waren deshalb auf Eis gelegt worden.

Auf Anfrage bestätigt Rötheli lediglich, dass man sich bereits mit Arnold unterhalten habe, aber auch, dass noch nichts schriftlich festgehalten worden sei. «Der Kinobetreiber steht mit der Gemeinde Sarnen immer noch in einem Mietverhältnis. Der Vertrag läuft nach wie vor weiter.»

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