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Uri

Simon Stadler schafft den Sprung knapp

CVP und SVP lieferten sich bis zum Schluss ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Die SP muss sich mit einer Enttäuschung abfinden.
Simon Stadler war nach seiner Wahl zum Nationalrat ein gefragter Interviewpartner. (Bild: Urs Hanhart, Altdorf, 20. Oktober) 

Florian Arnold

Die Urner Delegation in Bundesbern bleibt rein bürgerlich. Mit 4685 Stimmen wurde gestern Simon Stadler (CVP, Altdorf) zum neuen Nationalratsvertreter gewählt. Er lässt Pascal Blöchlinger (SVP, Altdorf, 4341 Stimmen) und Urs Kälin (SP, Altdorf, 2659 Stimmen) hinter sich. Stadler erreicht damit 39,2 Prozent der gültigen Stimmen, Pascal Blöchlinger 36,3 Prozent, Urs Kälin 22,3 Prozent. Der CVP-Landrat holte in acht Gemeinden am meisten Stimmen, Blöchlinger in elf. Urs Kälin gewann als Gemeindepräsident von Altdorf im Urner Hauptort, zudem erhielt er am meisten Stimmen von den Auslandschweizern. Der Sieg von Stadler ist gar von historischem Wert: Seit 1914 war die CVP Uri nicht mehr im Nationalrat vertreten.

Die Erleichterung bei Simon Stadler ist gross. «Ich hatte den ganzen Tag einen hohen Puls», so der 31-jährige neue Nationalrat. An seinen Titel müsse er sich noch etwas gewöhnen. Stadler fiel vor allem mit einem starken Wahlkampf auf. «Die Mobilisierung hat funktioniert», sagt er rückblickend. So hätten an der Wahl viele junge Wähler teilgenommen. «Ich durfte auf die Unterstützung von Jugend- und Sport, der Landwirtschaft aber auch des Gewerbes zählen.» Im Wahlkampf habe man versucht, die eigenen Stärken in den Vordergrund zu rücken – dies gerade auch, als Stadlers Politik mit Inseraten eines anonymen Komitees in Frage gestellt worden war. Was letztlich die 344 Stimmen Unterschied zu Blöchlinger ausgemacht habe, sei schwierig zu sagen. Fest steht: Die Wahl in den Nationalrat verpflichtet. «Ich bin bereit, mich mit vollem Engagement für den Kanton Uri einzusetzen und mit meiner Politik einen grossen Teil der Bevölkerung zu repräsentieren», so Stadler.

Blöchlinger hat sich stärkeren «Axen»-Effekt erhofft

«Dass es knapp werden würde, war klar», sagt der SVP-Kandidat Pascal Blöchlinger. «Trotzdem habe ich mir erhofft, dass es für mich reicht», so der enttäuschte aktuelle Urner Landratspräsident. «Auffällig ist, dass ich in mehr Gemeinden als Stadler gewonnen habe, aber dort konnte ich nicht genügend Vorsprung auf ihn herausholen. Das wäre nötig gewesen.» Das eher knappe Resultat in Altdorf stimme ihn zudem positiv. Mit seinem Wahlkampf ist Blöchlinger zufrieden. «Ich habe mich politisch klar positioniert.» Zudem habe er zum Schluss aufholen können, gerade auch wegen der Sperrung der Axenstrasse. «Ich habe mir einen etwas stärkeren Effekt erhofft», sagt er. Die anonymen Inserate aus SVP-Kreisen habe er nicht beeinflussen können. Er erachtet diese Massnahme von einigen seiner Anhänger aber als legitim. «Die Inserate sind nicht persönlich geworden, sondern haben auf die politischen Themen abgezielt», meint Blöchlinger.

Dass die SVP Uri nun nicht mehr in Bern vertreten ist, schmerzt den amtierenden Nationalrat Beat Arnold: «Aber das Volk hat entschieden, was zu akzeptieren ist.» Für Stadler hat er einige Tipps bereit: «Er soll sich in Bern nicht verbiegen und sich treu bleiben.» Er erhofft sich von Stadler, dass dieser klar für die Anliegen der Urner einstehe. «Die Urner geniessen in Bern allgemein einen guten Ruf. Simon Stadler muss deshalb keine Angst haben.» Arnold war aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten. Nach Operation und Therapie gehe es ihm gut. «Ich schaue vorwärts», so Arnold.

Ebenfalls im Rehabilitierungsprozess befindet sich Matthias Steinegger, der für die FDP ins Rennen um den Nationalratssitz gestiegen war. Nach einem Hirnschlag musste er die Kandidatur zurückziehen. Laut FDP-Parteipräsident Ruedi Cathry befindet sich Steinegger auf dem Weg zur Besserung. Die komplette Genesung koste aber wohl noch einiges an Zeit. Das knappe Wahlresultat kam auch für Cathry nicht überraschend. Der FDP-Uri-Präsident gibt ausserdem zu bedenken: «Auch Stadler ist ein bürgerlicher Vertreter, er wird Uri entsprechend vertreten.»

Mit linken Anliegen am Urner Volk gescheitert

Für die Linken ist das Wahlresultat ernüchternd. «Es ist nicht gelungen, über unsere Partei hinaus Stimmen zu machen», sagt Urs Kälin. «Uri ist ein konservativer Kanton. Die Bereitschaft ist offenbar nicht da, sich für eine sozialere, umweltbewusstere und weltoffenere Politik einzusetzen.» Trotz allem sei er mit seinem Wahlkampf zufrieden. «Unsere Kampagne war gut und wir haben uns nicht verbogen oder angebiedert. Gescheitert sind wir nur daran, dass wir Anliegen vertreten, die in Uri nicht mehrheitsfähig sind.»

Stadler vertritt «Neue Polit-Generation»

Beeindruckt von der Wahl des 31-jährigen Simon Stadler gab sich Landammann Roger Nager an der Wahlfeier von Ständerätin Heidi Z’graggen in Erstfeld, der auch der neugewählte Nationalrat beiwohnte. «Simon Stadler gehört zur neuen Generation von Politikern», so Nager. Er setze sich für verschiedenste Bereiche zu Gunsten des Kantons Uri ein. Nager erwähnte neben den politischen Ämtern, etwa als Präsident der landrätlichen Spitalkommission, auch Stadlers Engagement für verschiedene Vereine und Organisationen. Wegen seines Einsatzes kenne man den jungen CVP-Politiker im ganzen Kanton. Attraktive Berufsbildung, sichere Sozialwerke, ein starkes Berggebiet, der schonende Umgang mit Kulturland, gute Verbindungen in und nach Uri und der sorgsame Umgang mit der Umwelt. CVP-Uri-Präsident Flavio Gisler ist sehr erfreut über die Wahl. Stadler habe sehr gut mobilisiert, was am Schluss den Ausschlag gegeben habe.

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