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Urner Schwingcrack Andi Imhof bereitet sich auf seine Abschiedstournee vor – und hofft, dass diese auch stattfindet

Der erfolgreiche Schwinger des TV Bürglen möchte dieses Jahr noch eine letzte Saison anhängen. Allerdings ist ungewiss, ob es 2021 überhaupt Startgelegenheiten geben wird.
Andi Imhof bei seinen Kraftübungen, angeleitet von Simon Briker. (Bilder: Urs Hanhart (Attinghausen, 21. Februar 2021))
Kniebeugen mit einem 40-Kilogramm-Sandsack gehören ebenfalls zum Trainingsprogramm von Andi Imhof.

Urs Hanhart

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Es ist ein wunderschöner Sonntagmorgen. Andi Imhof (36), der oberhalb von Attinghausen wohnt und eine tolle Aussicht auf den Urner Talboden geniesst, geht schon früh aus dem Haus und absolviert auf dem Vorplatz ein gezieltes Trainingsprogramm, bestehend aus diversen Kraftübungen. Unter anderem macht er Kniebeugen mit einem schweren Sandsack auf den Armen oder stemmt fette Hantelscheiben. Mit von der Partie bei diesem Outdoor-Workout ist auch der Biker Simon Briker, der die Trainingseinheit leitet, sowie die drei Schwingerkollegen Kilian Arnold, Jonas Gisler und Noah Gisler.

«Mein Ziel ist es, im Hinblick auf meine letzte Saison Anpassungen vorzunehmen und insbesondere auch neue Reize zu setzen. Aus diesem Grund bin ich mit Simon Briker eine Trainingsgemeinschaft eingegangen. Von dieser Kooperation verspreche ich mir sehr viel», erklärt der 1,90 Meter grosse und 120 Kilogramm schwere Hüne. Dann fügt er noch an: «Normalerweise wären wir jetzt im Trainingsraum von Simon Briker. Aber wegen der Einschränkungen führen wir die Trainings schon seit geraumer Zeit bei mir vor dem Haus im Freien durch, selbstverständlich mit dem nötigen Abstand.»

Karriere um ein Jahr verlängert

Ursprünglich wollte Andi Imhof seine überaus erfolgreiche Sportkarriere bereits 2020 beenden. Doch aus der geplanten Abschiedstournee wurde nichts. Sämtliche Schwingfeste und Wettkämpfe im Nationalturnen mussten aufgrund der Pandemie abgesagt werden. Selbst ein schwingspezifisches Training war über weite Strecken nicht möglich. «So will ich nicht aufhören», hatte der Attinghauser bereits im letzten Frühling gesagt. Er entschloss sich nach reiflicher Überlegung, noch eine weitere Saison anzuhängen. Allerdings ist er jetzt fast wieder am gleichen Punkt angekommen wie vor einem Jahr. Ob es in diesem Jahr überhaupt Schwingfeste geben wird, steht derzeit in den Sternen. Immerhin lässt sich Imhof durch die Ungewissheit nicht entmutigen und setzt stattdessen auf das Prinzip Hoffnung, obwohl derzeit nicht allzu viel Grund zu Optimismus besteht.

«Ich versuche, mich möglichst fit zu halten. Einerseits mit dem Athletiktraining und andererseits bin ich regelmässig mit den Langlauflatten unterwegs», verrät der vierfache Eidgenosse, der in seiner eindrücklichen Karriere bereits 74 Kränze holte und im Nationalturnen zum Dominator avancierte. «Derzeit kann ich meinen Formstand im Vergleich zu den Vorjahren sehr schwer einschätzen. Es fehlen einfach die schwingspezifischen Faktoren – insbesondere das Trainieren im Sägemehl, um eine Einschätzung vornehmen zu können. Immerhin habe ich aber das Gefühl, dass mein Formstand im Bereich Athletik ganz gut ist.»

Schwingkeller war nur kurze Zeit offen

Imhof war zuletzt im Oktober im Schwingkeller. Anfang November ist dieser wieder geschlossen worden und seither nicht mehr aufgegangen. «Als wir wieder richtig durchstarten wollten, wurden wir bereits wieder ausgebremst», sagt der gelernte Metallbauer. Mit der Ungewissheit im Rücken, ob es 2021 überhaupt eine Schwingsaison gibt, sei es nicht einfach, sich für das Training zu motivieren. «Aber ich habe mich wieder gefangen und hoffe nun auf Lichtblicke in Form von ersten Lockerungsschritten», so der dreifache Familienvater.

Imhof weist darauf hin, dass die Kameradschaft und das gemeinsame Trainieren im Schwingsport einen wichtigen Aspekt darstellen. Diesbezüglich sei es eine sehr schwierige Zeit. Etliche gute Kollegen habe er schon seit langem nicht mehr gesehen. Mit dem Horrorszenario, dass auch heuer wieder die gesamte Schwingsaison entfallen könnte, hat sich das Aushängeschild des TV Bürglen noch nicht gross befasst. «Ich bin immer noch guten Mutes, dass in diesem Jahr wettkampfmässig noch das eine oder andere möglich ist», so Imhof. Erst Ende Jahr will er dann entscheiden, ob er seine Karriere allenfalls noch um ein weiteres Jahr verlängert oder die Schwinghosen definitiv an den Nagel hängt.

«Profistatus passt nicht zum Schwingen»

Eine mögliche Lösung, die den Schwingkeller wieder zugänglich machen würde, wäre die Professionalisierung: Seit geraumer Zeit laufen bereits Diskussionen darüber, ob aus dem Schwingen ein Profisport gemacht werden soll. Durch diesen Schritt könnten die Spitzenschwinger wieder im Schwingkeller trainieren und auch Wettkämpfe bestreiten.

In der Schwingerwelt wird der Amateurstatus jedoch weiterhin hochgehalten, zumindest von einem grossen Teil. Imhof ist ein überzeugter Gegner eines solchen Wechsels, auch wenn er selber zum Kreis derjenigen Topschwinger gehören würde, die wieder früher in den Sägemehlring dürften. Seine Begründung für die ablehnende Haltung: «Der Profistatus passt einfach nicht zum Schwingen. Auch die weniger starken Schwinger gehören zu einem Schwingfest.» Die Vielfalt mache diese Sportart aus. «Ich fände es nicht gut, wenn einige bevorteilt würden. Man sollte am Amateurstatus festhalten und die Krise miteinander durchstehen.»

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