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Bauarbeiten am Bahnhof Rotkreuz: «Wir stehen unter extremem Zeitdruck»

Die Arbeiten für die neue Personenüberführung am Bahnhof laufen auf Hochtouren. Das Team von Projektleiter Michael Wägli hat viele Herausforderungen zu meistern: unter anderem die Bodenbeschaffenheit und den laufenden Bahnbetrieb.
Michael Wägli ist der Projektleiter für die neue Personenüberführung. (Bild: Stefan Kaiser, Rotkreuz, 21. Mai 2019)
Das Stahlelement wird an seinen Platz befördert. (Bild: PD/Gemeinde Risch)
Nach getaner Arbeit: Blick auf das südliche Brückenelement. (Bild: Stefan Kaiser, Rotkreuz, 21. Mai 2019)

Rahel Hug

Rahel Hug

Rahel Hug

Es giesst in Strömen an diesem Nachmittag, doch Michael Wägli lässt sich vom schlechten Wetter nicht beeindrucken. «Regen macht uns nichts aus, Wind ist viel schlimmer», sagt er, während er die Baustelle am Bahnhof Rotkreuz betritt. Wägli (51) ist verantwortlich für den Bau der Personenüberführung Ost – eine knapp 100 Meter lange Brücke, die ab September die Quartiere südlich und nördlich des Bahnhofs verbindet und den neuen Standort der Hochschule Luzern auf dem Suurstoffi-Areal erschliesst.

In der Nacht vom 19. auf den 20. Mai, zwischen 1 und 5 Uhr, wurde rund um die Gleise am Bahnhof Rotkreuz mit Hochdruck gearbeitet: Das südliche Brückenelement, ein 115 Tonnen schweres Stück Stahl, wurde eingehoben. Mit Hilfe eines rund 60 Meter hohen Raupenkrans, der eine Tragfähigkeit von 400 Tonnen aufweist, beförderten die Arbeiter das zuvor zusammengeschweisste Stahlelement an seinen Platz auf den Stahlstützen, die bereits in den Tagen zuvor aufgestellt wurden.

Um sogenannte Springfunken zu vermeiden, musste für die Zeit des Einbaus sogar die Stromversorgung der Bahn abgeschaltet werden. Michael Wägli ist zufrieden. «Die Arbeiten verliefen nach Plan», sagt der Projektleiter. Bereits am kommenden Wochenende, in der Nacht vom 25. auf den 26. Mai, wird das nördliche Brückenelement montiert. Für diese Arbeiten muss der riesige gelbe Kran, der mit 21 Fuhren angeliefert wurde, auf die andere Seite der Bahngleise verschoben werden.

20 Meter lange Mikropfähle im Boden

Die Arbeiten vor Ort starteten im März mit den Fundationen. Über vier verglaste Lifttürme und Treppen werden Fussgänger die neue Brücke künftig von den Gleisen her erreichen können. Die Türme und Zugänge wurden ebenfalls in der Nacht «angeflogen» und montiert. Die Überführung steht auf 20 Metern langen Mikropfählen, welche im Untergrund verankert sind. «Der Boden hier ist nicht optimal», weiss der Projektleiter. Auch der Fussballplatz, der sich in unmittelbarer Nähe befindet, sei auf Pfählen gebaut. «Das ist nötig beim Rotkreuzer Boden, da gehen wir auf Nummer sicher», erklärt Wägli.

Die grösste Herausforderung für den Fachmann aus dem Kanton Aargau und sein Team ist aber nicht der Boden, sondern der knappe Zeitplan. Wägli sagt:

«Bis im Juni müssen wir fertig sein.»

Der Grund ist die SBB-Streckensperrung am Zugersee-Ostufer, wo bekanntlich für anderthalb Jahre unter anderem eine Doppelspur gebaut wird. Weil ab dem 9. Juni die Zugverbindungen zwischen dem Süden und Zug/Zürich via Rotkreuz umgeleitet werden und auf dieser Strecke auch viele Güterzüge verkehren, sind keine Nachtsperrungen mehr möglich. «Der Zugbetrieb muss stets uneingeschränkt möglich sein», führt Wägli aus. Das ist auch der Grund, weshalb die Arbeiter die Brückenteile bereits vor dem Einhub zusammengeschweisst haben. «Wir stehen unter extremem Zeitdruck», so der Projektleiter. «Es darf nichts schiefgehen.»

Bei zu heftigem Wind heisst es Übungsabbruch

Was die weiteren Arbeiten angeht, ist Wägli guter Dinge. Ist die Montage des nördlichen Brückenelements einmal erfolgt, stehen lediglich noch kleinere Arbeiten an. Die Treppen auf beiden Seiten werden noch angeliefert, Leitungen eingezogen und die Stahlelemente an den Stellen gestrichen, wo sie zusammengeschweisst sind. Für die zweite und letzte Nachtsperrung vom kommenden Wochenende gibt es ein Verschiebedatum. Dieses kommt zum Zug, wenn über 40 Kilometer pro Stunde starke Winde angekündigt sind. «Der Kran ist mit einem Windrad versehen. Bei zu heftigem Wind heisst es Übungsabbruch.» Die Prognosen würden allerdings für Samstag keine Böen vorhersagen, lediglich Regen.

Michael Wägli, der als externer Projektleiter im Auftrag der Gemeinde Risch tätig ist, hat bereits viel Erfahrung mit Tiefbauprojekten. Das Vorhaben am Bahnhof Rotkreuz ist für ihn aber in vielerlei Hinsicht besonders. Er erklärt:

«Das Spezielle ist, dass wir so nahe an den Gleisen und bei laufendem Bahnbetrieb arbeiten.»

Die Sicherheit sei dabei oberstes Gebot. «Ohne unsere Sicherheitswärter geht hier gar nichts.» Bis zu 20 Leute arbeiten laut Wägli auf der Baustelle. Im September soll die neue Überführung eröffnet werden.

Die Rischer Stimmberechtigten haben dem Objektkredit von knapp 10 Millionen Franken für die neue Personenüberführung im November 2017 an der Urne zugestimmt. Den Projektwettbewerb für die Passerelle gewann das Ingenieurbüro Synaxis AG aus Zürich, gemeinsam mit der Michael Meier und Marius Hug Architekten AG.

Die Bauarbeiten können über eine Webcam auf der Gemeinde- Website www.rischrotkreuz.ch verfolgt werden.

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