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Zug

«Im Herbst wird es sicher anders sein» – der Zuger Kantonsarzt war dem Coronavirus stets auf der Spur und blickt in die Zukunft

Der Zuger Kantonsarzt Rudolf Hauri hat intensive Wochen hinter sich. Nun liegt der Fokus auf dem künftigen Leben mit dem Coronavirus.
(Bild: Peter Schneider/Keystone (Bern, 1. Mai 2020))

Zoe Gwerder

Vor bald drei Monaten wurde im Kanton Zug die erste Person positiv auf das neue Coronavirus getestet. Inzwischen sind es noch wenige Fälle pro Woche und die Lage wieder übersichtlicher, wie der Zuger Kantonsarzt, Rudolf Hauri, erklärt.

Rudolf Hauri, der Kanton Zug hat während der ganzen Pandemie das Contact-Tracing betrieben und jeweils alle engeren Kontakte einer positiv getesteten Person aufgespürt. Konnte immer nachverfolgt werden, bei wem sich eine Person angesteckt hatte?Rudolf Hauri: Nein, es gab eine Zeit, in der wir nur noch etwa bei der Hälfte der Neuansteckungen rekonstruieren konnten, wo sich die Leute infiziert haben. Bei der anderen Hälfte gab es höchstens noch eine Vorstellung davon, wo dies möglicherweise hätte passiert sein können. Am Anfang war dies aber einfacher.Tatsächlich konnten wir zu Beginn der Ansteckungswelle sehr gut nachvollziehen, wer wen angesteckt hatte. Es gab quasi kleine Anhäufungen: Einmal war es eine Geburtstagsfest, ein andermal ein Treffen oder Kongress.Seit Mitte April werden nur noch drei bis acht Fälle pro Woche entdeckt. Wie sieht es jetzt aus bezüglich Nachverfolgbarkeit?Inzwischen kennen wir die Ansteckungskette wieder bei den meisten Fällen. Nur bei einigen wenigen ist diese nach wie vor unklar.Seit der schrittweisen Öffnung wird der öffentliche Verkehr wieder mehr genutzt. Erwarten Sie nun auch deshalb vermehrte Ansteckungen?Erstaunlicherweise konnte im Kanton Zug bei keiner der bisherigen 202 positiv getesteten Personen (Anm. der Red.: Stand 26. Mai) einen Zusammenhang mit einer Fahrt in öffentlichen Verkehrsmitteln hergestellt werden. So auch bei den rund 50 Ansteckungen, die vor der Phase der stärksten Einschränkungen und in der ersten Woche dieser positiv getestet wurden – sich also vermutlich vor dem 16. März angesteckt hatten.Wie bereiten Sie sich in ihrer Aufgabe als Kantonsarzt nun auf die nahe Zukunft vor?Dass das Virus nun weniger aktiv zu sein scheint, ist für mich wenig überraschend. Dies kennen wir von anderen Atemwegserkrankungen. Unsere Vorbereitungen betreffen eher den Herbst.Mit was müssen wir rechnen? Auch wenn das Virus sich wieder stärker verbreiten sollte: Im Herbst wird es sicher anders sein als in den letzten Monaten. Wir kennen den Erreger etwas besser und haben deutlich höhere Testkapazitäten. Zudem hoffen wir, dass es auch noch bessere Tests geben wird als bisher.Inwiefern?Derzeit sehen wir im Kanton Zug immer wieder positive Resultate bei Personen, bei denen wir aufgrund des Contact Tracings stark davon ausgehen, dass bei diesen Covid-19 bereits Wochen zuvor ausgebrochen war. Das Testergebnis fällt nur noch wegen abgestorbener Teile des Virus, die sich noch im Rachenraum befinden, positiv aus. Ansteckend sind die Personen mit grösster Wahrscheinlichkeit nicht mehr. Wie sieht es mit Antikörpertests aus?Hier klären wir derzeit ebenfalls ab, ob wir solche einsetzen wollen. Dies würde aber voraussetzen, dass es durch eine durchgestandene Erkrankung eine Immunität gibt. Und wie geht es Ihnen persönlich? Während der letzten rund drei Monate hatten Sie ein hohes Arbeitspensum mit Ruhezeit. Hat sich dies inzwischen geändert?Zum Glück. Auch wenn die Auslastung noch immer hoch ist: Ich konnte immerhin die letzten zwei Wochenenden frei machen. Die Arbeitstage sind inzwischen auf rund zehn Stunden zurückgegangen. Was hat Sie bei dieser Pandemie bisher am meisten überrascht?Aussergewöhnlich ist der grosse Unterschied zu einer Grippe, was die Ansteckung anbelangt. Kinder und der öffentliche Verkehr spielen dort bei der Ansteckungskette eine grosse Rolle. Bei Covid-19 scheinen sie nicht relevant zu sein. Über die Gründe kann man derzeit jedoch nur spekulieren.
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