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Zug

Lärmfressender Asphaltbelag soll mehr bringen als hohe Schutzwände und Tempolimiten

Die Strasse zwischen Lindencham und dem Gebiet Zollweid bekommen auf verschiedenen Abschnitten eine neue Fahrunterlage, welche die Rollgeräusche der Lastwagen und Autos reduzieren soll. Das ist das Ergebnis einer umfassenden Studie der Baudirektion des Kantons Zug.
Der Kanton Zug plant an der Sinserstrasse diverse bauliche Massnahmen. Eine davon an der Abzweigung Richtung Hünenberg im Bereich Heiligkreuz. (Bild: Stefan Kaiser (Cham 07. April 2021))

Marco Morosoli

Der Verkehr auf der Strasse zwischen Cham und der Reussbrücke auf der Höhe von Sins hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Eine Ursache für diese Entwicklung liegt auf der Hand: Im Freiamt zu wohnen und im Kanton Zug zu arbeiten, ist ein häufig praktiziertes Modell. Die Baudirektion des Kantons Zug hat nun ein Papier publik gemacht, welches zeigt, in welche Richtung sich der Verkehr zwischen Cham respektive Hünenberg in Richtung Sinser Reussbrücke entwickelt. Das Zuger Amt für Umwelt geht von einer Steigerung von einem Prozent pro Jahr aus. Auffällig ist, dass auf der in fünf Lose aufgeteilten Sinserstrasse pro Tag durchschnittlich zwischen 10'700 und 19'000 Autos unterwegs sind. Die Autos lösen sich nicht einfach in Luft aus, vielmehr ziehen die Einfahrten nach Lindencham respektive Hagendorn Autos von der Sinserstrasse ab.

Bei den geplanten Lärmschutzmassnahmen berücksichtigt die Zuger Baudirektion die Vorkehrungen nicht den Lärm des Ist-Zustands für seine Berechnungen, sondern die erwartete Spitzenbelastung in einem Zeithorizont von 20 Jahren. Die Ursache für das Mehr an Bewegung seien, so die Verfasser der Studie, aufgrund der Siedlungsentwicklung und der Zunahme der Mobilität zu erwarten. Im technischen Bericht sind die Auswirkungen der Umfahrung Cham-Hünenberg und dem geplanten autoarmen Zentrum Cham bereits eingerechnet.

Eine Busbucht soll für einen flüssigeren Verkehr sorgen

Der Zuger Baudirektor Florian Weber verneint jedoch einen Zusammenhang mit diesem Grossprojekt im Ennetsee: «Die Arbeiten an der Sinserstrasse sind nicht Teil der Umfahrung Cham–Hünenberg. Es handelt sich dabei um Sanierungsarbeiten mit der Optimierung der Kreuzung mit der Heiligkreuzstrasse und der Anpassung der Bushaltestellen, damit ein barrierefreier Zugang möglich sein wird.» Durch diese Verschiebung der ZVB-Haltestelle Lindencham in eine Bucht fällt ein Bremsklotz des Verkehrsflusses weg. Im vorerwähnten Papier heisst es ungeschminkt: «Somit sind die den Verkehrsfluss störenden Elemente in der Anzahl gering oder werden sogar entfernt.» Die Studienautoren haben dabei auch geprüft, ob eine Temporeduktion dazu beitrage, den Ausstoss von Luftschadstoffen zu senken. Sie kommen zum Schluss, dass weitere Temporeduktionen «unverhältnismässig» wären. Eine verordnete Drosselung des Tempos in gewissen Abschnitten, in denen die die Sinserstrasse säumenden Bauten weit weg vom Strassenkörper platziert sind, wäre gemäss dem vorerwähnten Papier untypisch. Mehr noch, denn es wäre mit einer geringen Akzeptanz und Einhaltebereitschaft der Autofahrenden zu rechnen.

Der gewählte Belag soll die errechnete Lärmreduktion bringen

Entlang der Sinserstrasse hat die Baudirektion diejenigen Bauten erfasst, die für eine Lärmschutzmassnahme in Betracht zu ziehen sind. Die Liste umfasst 23 Gebäude. Bewohner von 14 Häusern sind einem Lärmpegel ausgesetzt, welche den Grenzwert überschreiten. Bei einem Haus ist sogar der Alarmwert für übermässigen Lärm überschritten. Bei den untersuchten Bauten prüften die Spezialisten auch, ob allenfalls eine Lärmschutzmauer eine Lärmlinderung bewirken könnte. Ihr Fazit: Dieser Eingriff wäre nicht zu rechtfertigen. So bleibt noch der lärmmindernde Belag als probates Mittel, um die Abrollgeräusche zu minimieren.

Noch unklar ist das Budget für dieses Projekt. Der Zuger Baudirektor lässt sich so zitieren: «Die Kosten für die Lärmschutzmassnahmen können nicht so einfach benannt werden. Dies, weil im Projekt zum Beispiel auch ein Umbau des Knotens Zollhus in einen Kreisel vorgesehen ist. Und dieser Umbau steht in keinem Zusammenhang mit den Lärmsanierungen des Strassenabschnitts.»

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