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Zug

Schlagzeuger Sven Jarosch startet im «Distance Learning» in die Rekrutenschule

Auf die Rekruten wartet dieses Jahr ein unerwarteter Start in die Rekrutenschule. Statt Kaserne gilt drei Wochen Home-Office.
Drei Wochen E-Learning statt Kaserne. Sven Jarosch ist als Militärmusiker vorerst virtuell  in die Rekrutenschule eingerückt. 
(Bild: Matthias Jurt (Allenwinden, 15. Januar 2021) )

Sina Engl

«Distance Learning» und «Homeoffice» sind für viele keine Fremdwörter mehr. Auch wenn die Schulen noch geöffnet bleiben, finden Vorlesungen der Universitäten virtuell statt und viele Berufstätige arbeiten schon seit März im Homeoffice. Die Corona-Pandemie hat uns die Vorteile von «online only» zu schätzen gelehrt. Jetzt setzt auch die Schweizer Armee bei der Rekrutenausbildung auf «Distance Learning» und verpflichtet einige der knapp 12'000 erwarteten Rekruten zu Selbststudium und privatem Fitnessprogramm.

Gestaffeltes Einrücken

Der physische Eintritt in die Rekrutenschule erfolgt gestaffelt, damit beim Einrücken allfällig positiv auf Corona getesteter Rekruten entsprechende Isolations- und Quarantäne-Massnahmen umgesetzt werden können. Die Schweizer Armee teilt die Einrückung der Rekruten in zwei Phasen auf. In einer ersten Phase rückten gestern, Montag, 18. Januar, unter anderem die Rekruten der Sanitäts- und Spital-Rekrutenschulen ein, damit sie nach Absolvieren ihrer Grundausbildung rasch für allfällige Einsätze zugunsten der zivilen Behörden zur Verfügung stehen.

In einer zweiten Phase rücken am 8. Februar die weiteren Rekruten physisch in die Kasernen ein. Bis dahin müssen sie sich, laut Medienmitteilung des Generalsekretariats des VBS, drei Wochen zuhause selbständig via «Distance Learning» theoretische Grundkenntnisse des Militärs und des militärischen Alltags aneignen, sowie ein Sporttraining absolvieren.

Auch Sven Jarosch aus Allenwinden gehört zu den Rekruten, die erst in einer zweiten Phase physisch in die Kasernen einrücken. Er wird seine Rekrutenausbildung bei der Schweizer Militärmusik absolvieren. Auf die kommenden drei Wochen blickt der Schlagzeuger mit gemischten Gefühlen:

«Einerseits freue ich mich darauf, dass ich zuhause in meinem Tempo lernen und mir meine Zeit selbst einteilen kann.»

Der 19-Jährige sagt weiter: «Andererseits habe ich mich schon seit Monaten darauf eingestellt, im Januar in die RS einzurücken». In der unsicheren Corona-Situation habe er in der Rekrutenschule eine Sicherheit, etwas Standfestes gesehen. «Ich dachte, wenigstens die RS würde mehr oder weniger normal werden, nachdem wir schon keine gewöhnliche Matura hatten», erzählt er.

In einem Brief vom 7. Januar wurden die Rekruten über den besonderen Start in die RS informiert. Nur zehn Tage vor dem eigentlichen Tag des Einrückens. «Die Nachricht kam für mich sehr kurzfristig und unerwartet», berichtet der junge Rekrut. Mit dem Schreiben traf auch direkt eine Liste mit den Ausbildungsinhalten ein. «Es gibt einen Plan, in welchem alle Kurse aufgelistet sind, die man absolvieren muss. Da gibt es zum Beispiel den Kurs «Selbst- und Kameradenhilfe», «Munition» oder «Integrale Sicherheit», zählt Jarosch auf. Neben den Ausbildungen der allgemeinen Grundausbildung gibt es auch eine Spezialausbildung auf Grund der jeweiligen Funktion der Rekruten. Die Rekruten der Militärmusik erhielten am 14. Januar auf elektronischem Weg Information, was genau und wie auf sie zukommen wird. «Wir haben einen Wochenplan erhalten, in dem für jeden Tag die vorgesehenen Übungen eingetragen sind», erklärt Jarosch:

«Spezifische Aufgaben für die Militärmusik sind zum Beispiel das Instrumentaltraining oder Musiktheorie.»

Gut zwei Stunden pro Tag sollen die Rekruten in das Üben ihres Instruments investieren.

Vier Stunden pro Woche für die Fitness

Die Armee arbeitet mit einem E-Learning-Tool, bei dem sich die Rekruten einloggen und ihre Kurse einsehen können. Über dieses können die Aktivitäten der Rekruten auch überwacht werden, sechs Stunden online pro Tag sind Pflicht. Was die Sportausbildung angeht, sind für die Rekruten allerdings keine speziellen Ausbildungsinhalte vorgesehen. «Uns wird vorgeschrieben, wir sollen 4 Stunden die Woche in unsere Fitness investieren», berichtet Jarosch. «Man ist also sehr frei in der Gestaltung seines Sportprogramms». Unterstützt werden können die Rekruten dabei von der App «ready – fit for #teamarmee».

Sven Jarosch hofft, dass er nach drei Wochen auch wirklich in seine Kaserne in Aarau einrücken kann. «Wer weiss, ob sie die Massnahmen nicht nochmal verlängern müssen», gibt er zu bedenken. Ausserdem habe er auch etwas Respekt vor dem «zweiten Start». «Ich könnte mir vorstellen, dass wir in der Kaserne manches nachholen müssen, was während den Online-Kursen nicht ganz klar geworden ist. Dann würden die ersten Wochen vor Ort doppelt streng werden». Trotzdem bleibt Sven Jarosch zuversichtlich und weiss die Vorteile, die das «Distance Learning» wohlmöglich bringen, als Musiker sehr zu schätzen. «Ich bin froh, dass ich jetzt etwas zusätzliche Zeit fürs Schlagzeugspielen habe», freut sich der junge Rekrut.

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