notifications
Eingesandt:  Leserbrief

Fremdes bereichert

Zum Infoabend über das geplante BAZ in Buosingen

Die Berichte über den Informationsabend Bundesasylzentrum Arth/Buosingen im «Boten der Urschweiz» und anderen Schweizer Zeitungen haben mich befremdet. Ich weiss, dass Fremdes Ängste auslöst. Aber wir reisen sehr gerne in die Fremde, um eben Fremdes zu erleben. Dagegen löst Unbekanntes in der vertrauten Heimat meist Abwehr aus.

Ich habe eine neue Erfahrung gemacht. Das schweizerische Projekt «Lesezeit» (lesen mit Kindern oder Jugendlichen) hat mir einen unerwarteten Blick auf Fremdes erlaubt. Die Kinder oder Jugendlichen kommen an ihrem freien Mittwochnachmittag in die Schulbibliothek und lesen zusammen mit einer Person eine von ihnen ausgewählte Geschichte oder ein Buch. Beide sind freiwillig vor Ort. Die Kinder und Jugendlichen lassen sich beim Lesen korrigieren oder fragen bei Unverständnis nach.

Dabei ergeben sich stets gemeinsame, spannende Gespräche. Ich betreue zurzeit ein Schweizer Mädchen, einen afrikanischen Jungen und einen afghanischen jungen Mann. Wir kommunizieren, trotz Sprachbarrieren, bestens. Ich habe selten mit so freundlichen, interessierten, engagierten und zuverlässigen jungen Menschen Kontakt gehabt.

Das Fremde bereichert mich, und die offene Art und das befreiende Lachen der Lernenden öffnet mein Herz. Ich erlebe dabei, dass nicht nur ich ihnen mit Neugierde begegne, nein, auch von ihnen kommt immer wieder die Frage, wie es mir gehe. Wo Menschen es schaffen, vertrauend aufeinander zuzugehen, wird das Fremde weniger fremd.

Mehr aus dieser Gemeinde